Lebensdaten
1878 | am 6. April als Sohn des Apothekers Siegfried Mühsam in Berlin geboren |
1879 | Neujahr: Übersiedlung nach Lübeck |
1887 | Eintritt in die Sexta des Katharineums (humanistisches Gymnasium) zu Lübeck |
1896 |
Veröffentlichung anonymer Artikel in Lübecker Tageszeitungen zu lokalen Ereignissen Relegierung in der Untersekunda "wegen sozialistischer Umtriebe" Absolvierung der Obersekunda am Gymnasium in Parchim, Schulabschluß mit der Reifeprüfung (mittlere Reife) |
1897 | Apothekerlehre in Lübeck |
1898 | Erste Veröffentlichungen außerhalb Lübecks |
1900 | Prüfung und Arbeit als Apothekergehilfe Übersiedlung nach Berlin, Anschluß an den Dichterkreis "Die Neue Gemeinschaft" Beginn der Freundschaft mit Gustav Landauer |
1901 | Bekanntschaft mit Vertretern der Berliner Boheme; erste politisch-satirische Gedichte in Der wahre Jacob |
1902 | Übersiedlung nach Friedrichshagen, Bekanntschaft mit dem Friedrichshagener Dichterkreis Redakteur der Zeitschrift Der arme Teufel (1902–1903) |
1903 | Auf Grund seiner Tätigkeit beim Armen Teufel
ab Mai 1903 unter regelmäßiger polizeilicher Kontrolle. Es erscheint Die Homosexualität bei Lilienthal, Berlin, Mühsams erste selbständige Publikation. |
1904 | Die Wüste, Mühsams erster Gedichtband, erscheint im Verlag E. Eisselt, Berlin. |
1904– 1908 |
Wanderjahre zusammen mit Johannes Nohl Reisen in die Schweiz, nach Italien, Frankreich und Österreich Kontakt zu anarchistischen Gruppen in verschiedenen Ländern Gedichte und Artikel für anarchistische Zeitungen 1905: Ascona erscheint im Verlag Birger Carlson, Locarno und Die Psychologie der Erbtante, Eine Tanthologie aus 25 Einzeldarstellungen als Beitrag zur Lösung der Unsterblichkeits-Frage erscheint im Verlag Caesar Schmidt, Zürich. Beginn von Veröffentlichungen im Simplicissimus. 1906: Die Hochstapler, Lustspiel in vier Aufzügen erscheint bei Piper, München. |
1908 | ab November: ständiger Wohnsitz in München. Das Pamphlet Die Jagd auf Harden erscheint im Neuen Biographischen Verlag, Berlin-Schöneberg. |
1909 | Freundschaft mit vielen Künstlern der Schwabinger Boheme. Mai: Gründung der "Gruppe Tat", der Münchner Ortsgruppe des von Gustav Landauer gegründeten "Sozialistischen Bundes". Beginn der Mitarbeit an Der Sozialist. Der Krater, Mühsams zweiter Gedichtband, erscheint im Morgen Verlag, Berlin. |
1910 | Juni: Anklage wegen "Geheimbündelei" –
der Prozess endet mit einem Freispruch. Der Protest seiner Schriftstellerkollegen Herrmann Bahr,
Heinrich Mann, Thomas Mann und Frank Wedekind gegen den folgenden Presseboykott blieb erfolglos. Auf Drängen der Familie kuriert er im August und September seine zerrüttete Gesundheit in einem Schweizer Sanatorium. Er beginnt, Tagebuch zu schreiben. Mitarbeit an der Berliner Wochenzeitung Deutsche Montagszeitung (bis 1911). |
1911 | April: Erste Nummer seiner Zeitschrift Kain. Zeitschrift für Menschlichkeit. Mitarbeit am von Paul L. Fuhrmann und Frank Wedekind gegründeten Witzblatt Der Komet (bis 1912). |
1912 | Beitritt zum Schutzverband deutscher Schriftsteller (SDS). |
1914 |
Wüste – Krater – Wolken. Die Gedichte erscheint im Verlag Paul Cassirer, Berlin. Die Freivermählten. Polemisches Schauspiel in drei Aufzügen erscheint im Kain-Verlag. Bei Kriegsausbruch Einstellung des Kain. Nach anfänglichen Irritationen entschiedene Stellungnahme gegen den Krieg; aktive Antikriegsagitation – ständige Überwachung durch die Polizei. |
1915 | 15. September: Hochzeit mit Kreszentia (Zenzl) Elfinger. |
1916 | Teilnahme an der Hungerdemonstration auf dem Marienplatz in München; Annäherung an die USPD, den Spartakusbund und die Bremer Linke. |
1917 | Versuch der Schaffung eines Aktionsbundes antimilitaristischer Gruppen zur revolutionären Beendigung des Krieges |
1918 | Redner beim Münchner Januarstreik; 24. April: Verhaftung wegen Verstoßes gegen das politische Betätigungsverbot und der Weigerung am "Vaterländischen Hilfsdienst" teilzunehmen; 27. April bis 31. Oktober: Verbannung nach Traunstein 9. November: Aufnahme in den "Revolutionären Arbeiterrat" (RAR); 30. November: Gründung der "Vereinigung revolutionärer Internationalisten" (VRI); ab 10. Dezember: Beginn der unregelmäßigen Herausgabe des Kain im Zeitungsformat |
1919 | 10. Januar: Verhaftung mit anderen führenden Mitgliedern des RAR und der KPD,
Freilassung nach Protestdemonstrationen der revolutionären Arbeiterschaft 28. Februar: Der Münchener Rätekongreß stimmt gegen Mühsams Vorschlag, in Bayern die Räterepublik auszurufen 7. April: Gründung der Münchner Räterepublik 13. April: Verhaftung nach dem sozialdemokratischen Palmsonntagsputsch, Verschleppung erst in das Zuchthaus Eichstätt, dann nach Ebrach. 7.–12. Juli: Hochverratsprozeß vor einem Mümchener Standgericht, Verurteilung zu 15 Jahren Festungshaft. Antritt der Festungshaft in Ebrach, am 6. September Verlegung nach Ansbach. Mitte September bis Ende Oktober: Mitglied der KPD. 1919. Dem Andenken Gustav Landauers erscheint bei Leon Hirsch, Berlin. |
1920– 1924 |
Oktober: Überführung in die Festungshaftanstalt Niederschönenfeld; rege schriftstellerische und publizistische Tätigkeit. 1920: Brennende Erde. Verse eines Kämpfers erscheint im Kurt Wolff Verlag, München. 1921: Judas. Arbeiterdrama in fünf Akten erscheint im Malik Verlag, Berlin. 1921-1922: Die Einigung des revolutionären Proletariats im Bolschewismus erscheint in verkehrter Reihenfolge der Kapitel und etwas verstümmelt in Die Aktion. 1923: Das Standrecht in Bayern erscheint im Verlag internationaler Verlagsanstalten, Berlin. 21. Dezember 1924: Haftentlassung, ständiger Wohnsitz in Berlin. |
1925– 1932 |
Aktive Mitarbeit in der Gefangenenhilfsorganisation "Rote Hilfe Deutschlands";
Kampf gegen die Weimarer Klassenjustiz; zahlreiche Vortragsreisen und intensive publizistische Tätigkeit; 1925: Revolution. Kampf-, Marsch- und Spottlieder erscheint im Verlag Der freie Arbeiter, Berlin, Alarm. Manifeste aus 20 Jahren erscheint im Verlag Der Syndikalist, Berlin und Seenot erscheint im Verlag der Schriften, Wien - Ober St. Veit. 1926: Gerechtigkeit für Max Hoelz! erscheint im Verlag Rote Hilfe Deutschlands, Berlin; ab Oktober 1926: Herausgabe des Fanal. Anarchistische Monatsschrift; 1928: Sammlung 1898-1928 erscheint im J. M. Spaeth Verlag, Berlin und Staatsräson. Ein Denkmal für Sacco und Vanzetti erscheint bei der Gilde freiheitlicher Bücherfreunde, Berlin. 15. Januar 1929: Austritt aus der "Roten Hilfe Deutschlands"; 1929: Von Eisner bis Leviné. Die Entstehung der bayerischen Räterepublik, der an Lenin gerichtete persönliche Rechenschaftsbericht Erich Mühsams, der schon im September 1920 in Ansbach geschrieben wurde, erscheint im Fanal-Verlag, Berlin. 1931: Eine Artikelserie in der Vossischen Zeitung über die Bohemezeit erscheint in Auswahl als Sonderdruck mit dem Titel Unpolitische Erinnerungen. Oktober 1931: zusammen mit anderen oppositionellen Mitgliedern Ausschluß aus dem SDS. August 1932: letzte Nummer des Fanal, Teilnahme an Aktionen gegen Faschismus und Krieg. |
1933 | Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunistischer Anarchismus? erscheint als letzte zu Lebzeiten veröffentlichte Schrift Erich Mühsams im Fanal-Verlag, Berlin. 20. Februar: Redner auf einer gegen den Faschismus gerichteten Mitgliederversammlung der Berliner Ortsgruppe des SDS; 27./28. Februar: Verhaftung in der Nacht des Reichstagsbrandes; Qualen und Mißhandlungen im Gefängnis Lehrter Straße, im KZ Sonnenburg, im Gefängnis Plötzensee und im KZ Brandenburg |
1934 | 2. Februar: Verlegung ins KZ Oranienburg; internationale Bemühungen um seine Befreiung bleiben erfolglos. In der Nacht vom 9. zum 10. Juli wird er hier durch die bayerische SS-Wachmannschaft ermordet. |
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Die Darstellung der Lebensdaten lehnt sich an die Zeittafel aus Trotz allem Mensch sein – Gedichte und Aufsätze, herausgegeben von Jürgen Schiewe und Hanne Maußner, Reclam 1984, an. |